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Doyle, Dane, Bernbach. Phyllis!

#halloween: Die Gründer der DDB scheinen des Öfteren aus dem Jenseits zu grüßen. Interessanterweise sogar beim Thema Frauen in der Werbung.
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Manchmal ist es regelrecht unheimlich. In einer Diskussion, beim Arbeiten oder einfach zwischendurch landen wir in der DDB Wien bei einer Aussage oder Tatsache – und stellen dann fest: So etwas hat Bill schon gesagt, gedacht, gemacht.

The „First Lady“ of – and in – Advertising.

Phyllis Robinson. Diesen Namen sollten sich nicht nur Texterinnen merken. Phyllis Robinson war die erste Frau, die in einer Agentur eben nicht Sekretärin oder Putzfrau war, damals, 1949, als Maxwell Dane, Ned Doyle und Bill Bernbach die Agentur DDB gründeten. Sie war Chief Copywriter. „… but I was the only Copywriter. Copy chief of me.”, wie sie selbst in einem Interview sagte. Erinnert an „Mad Men“? Wahrscheinlich kein Zufall.

Dieses „Copy chief of me“ ist etwas, was auch unseren Texter:innen bekannt vorkommt – wir sind ja keine bombastisch große Werbefabrik hier in Wien. (Dass the newly founded DDB damals gerade mal ein Dutzend Leute umfasste, ist aber sicher nur ein Zufall …)

Kennengelernt hatte Bill Bernbach Phyllis schon bei Grey. Mit seinem untrüglichen Gespür für Talente schnappte er sich dieses creative talent natürlich – und machte sie zum Textchef seiner eigenen, neu gegründeten Agentur. (Komisch. Sowas ist uns auch hier bei DDB schon passiert. Wer uns näher kennt, kennt auch die Namen hinter dieser Wiener Story. Aber auch das ist sicher nur Zufall …). Klar: Heute hat das kaum Impact. Aber 1949!? Eine Frau in der Kreation!? Revolution!

Frauenquote? Männerquote? Fuck this.

Phyllis‘ Rolle war in den 50ern natürlich nicht, die femme-fatal-cool-cat mit der Hornbrille und dem Zigarettenspitz zu sein (eine ihrer Ideen für den Kunden Ohrbach’s) – viele Kunden der ersten DDB profitierten von ihrer Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Und Bill war es schlichtweg egal, dass sie eine Frau war: Talent ist, was zählt. „Talented and nice“, wie er sagte. Nichtsdestotrotz war es insgesamt in den 50er und 60ern natürlich Teil einer Revolution: Frauen drängten ins Berufsleben, erkämpften sich Freiheiten, erarbeiteten sich ihren Platz, auch und besonders in der Männerdomäne Werbung.

Das ist etwas, wovon Werberinnen heute profitieren: Das Agenturen-Bild ist überall zu mindestens 50% weiblich. Bei DDB Wien haben wir sogar manchmal den Impuls, bei der Suche nach neuen Mitarbeitern speziell nach einem Mann zu suchen, um die Männerquote etwas zu erhöhen – aber spätestens, wenn wir Bewerberinnen und Bewerber kennenlernen, siegt das, was eigentlich wichtig ist: Passt dieser Mensch zu uns. Schlägt das Herz für die Idee. Ist der Style #intuitive #courageous #pushing. Ist dieser Mensch „talented AND nice“. (Yes. Bill again. So ein Zufall …)

Also: Alles kein Thema?

Ha-Ha. Wer behauptet, sich in seiner Blase gar nicht mit Pay-Gap, Frauen- und Männerrollen, Karrierechancen und gendern-oder-nicht auseinandersetzen zu müssen, hat einen blinden Fleck dort, wo keiner sein sollte. Dass Frauen wählen können, ob Muttersein zu ihrem Selbstverwirklichungsplan gehört, hat Auswirkungen darauf, wie man als Agentur und Arbeitgeber die Zusammenarbeit gestaltet. Ein guter Anfang ist schon mal, zu akzeptieren, dass man immer Vollzeit-Mama ist. Dann ist für das Team klar: Es gibt hier eine Sache, die hat Vorrang. Abwesenheiten, die dadurch entstehen, müssen wir eben auffangen. Bis vor einiger Zeit hieß das in der DDB Wien noch, dass wir eine recht große Anzahl an Teilzeitkräften (anders ausgedrückt: Vollzeit-Mama, Teilzeit-Werberin) in unseren Teams haben. Mit unserem New Work Modell ist das Zusammenarbeiten viel geschmeidiger geworden. Wir können freier gestalten, wo und wie wir arbeiten. Oder wie Phyllis sagte: “… we were free to work the way we wanted to work.” (Zufall?)

New Work lässt die unterschiedlichen Lebensmodelle besser zu, ist einschließender. Inclusion in Reality. Da kommt es auch schon mal vor, dass die Texterin via Teamscall mit der 7jährigen Tochter der Beraterin die Hausaufgaben korrigiert, während Mama noch schnell den Babybrei warm macht … Klingt schwierig? Ist es nicht. Es ist nur neu.

Was nicht neu ist: Dass alle beginnen, die Väterkarenz zu planen, sobald ein werdender Papa das erste Ultraschallbild mit dem Team teilt. Das ist nicht nur selbstverständlich – das ist vor allem eine Erfahrung, deren Qualität man niemandem vorenthalten will, schon gar nicht wir den Männern bei DDB Wien. Und bevor jetzt jemand kritisch anmerkt ‚Aha, Vollzeit-Mama, aber keine Vollzeit-Papas!?‘: Diese Erfahrung haben wir noch nicht gemacht. Ist aber wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.

Back to work: Join the party!

Zurück zu Phyllis Robinson. Sie war als erste Chief Copywriter eben nicht nur Teil einer großartigen Geschichte, sie war auch Teil einer Rebellion: „There were no rules other than making a great ad.” Ihre Begeisterung und ihr Humor waren Inspiration für Viele – vielleicht war sie auch deshalb einer der Great Storyteller. Gute Werbung ist eben „… like telling of a marvellous party ...” Phyllis letzte Party in dieser Welt war eine Silvester-Party: Sie starb in der Neujahrsnacht 2010.

Sollte also jemand Halloween feiern, oder auch in der Gruselnacht durcharbeiten: Hebt euer Glas bei der Suche nach Inspiration auf die First Lady of Advertising. Great Story. Great Storyteller. Thank you, Phyllis – thank you, Creativity.